Varanasi - dann ging es auf den Ganges
Letzte Station in Indien und auf meiner 3,5monatigen Reise: Varanasi. Und das ist wirklich mal ein abgefahrener Ort. Varanasi ist nicht nur eine Pilgerstätte und einer der heiligsten Plätze des Landes, sondern auch eine der ältesten Siedlungen des Subkontinents.
Varanasi liegt am Fluß Ganges, zahlreiche Ghats ziehen sich entlang des Ufers. Ghats sind Zugänge zum Wasser bzw. Anlegestellen für Boote. Hier spielt sich ein Hauptteil des Lebens ab, auch wenn es im Stadtinnern ebenfalls heiß hergeht, denn es gibt zahlreiche Tempelanlagen. Der Ganges ist extrem schadstoffbelastet, allein der Anteil von Kolibakterien übersteigt den Grenzwert um 3000%, Abwasser wird ungeklärt in den Fluß geleitet und auch die Lederindustrie leitet chemische Abfälle ungefiltert in den Strom. Aber das ist noch nicht alles. Am sogenannten Burning Ghat werden verstorbene Menschen verbrannt, deren Asche bzw. Überreste in den Ganges gestreut werden.
Aber dennoch ist der Ganges ein heiliger Fluß und viele indische Pilger kommen hierher, um im Ganges zu baden und sich die Sünden abzuwaschen. Ich laufe entlang des Flußufers und der unendlichen Ghats, um mir dieses Treiben anzuschauen. Zahlreiche Menschen baden im grünbraunen Wasser, waschen sich anscheinend Schmutz und Sünden ab. Unglaublich, ich würde nicht mal den großen Zeh in das Wasser stecken. Das Naß wird gepriesen, dann wird mehrfach untergetaucht, danach geht es wie bei uns zu: Shampoo raus und von oben bis unten abschrubben. Ich glaube, wenn man im Ganges badet und daran nicht stirbt, wird man nie mehr im Leben krank aber dafür uralt. Später sehe ich zwei Engländer, die es den Pilgern gleichtun und ebenfalls ein Bad im Fluß nehmen. Immer diese Engländer. Ich habe mal im Nil gebadet, das reicht mir. Kurz darauf passiere ich den Burning Ghat, in den lodernen Feuern liegen tote Körper. Ein krasses Schauspiel, aber immerhin herrscht striktes Fotoverbot.
Ich sehe Frauen, die Wäsche und Geschirr waschen, Männer die Wasserbüffel in das schmutzige Naß führen und Menschen über Menschen, die selbst im Fluß baden - das Spektakel kennt kaum Grenzen. Am Ufer sitzen Gurus, die um Spenden bitten, Bettler und Kinder wollen Geld. Ich will ein paar alte T-Shirts von mir verschenken, biete einem Jungen ein Shirt an (okay, er müsste da noch reinwachsen), er will es nicht, fragt nach Rupien. Okay, dann bekommt halt jemand anderes mein Kleidungsstück.
Ich lasse mich mit einem Ruderboot entlang des Ufers paddeln, ein echtes Highlight. Ich bemerke hier mehr Touris als anderswo. Viele lassen sich spirituell einlullen, schmieren sich Farbe auf die Stirn oder lassen sich bei Yogaverrenkungen mit dem Ganges im Hintergrund ablichten.
Heute ist mein letzter Tag in Indien und auf meiner gesamten Reise angebrochen. Indien war extrem, ein Traum und Albtraum für die Sinne, ein Land voller Highlights aber auch voller Dreck und Armut. Ich fliege jetzt nach Hause. Dort dusche ich mich als erstes ganz lange. Dann wasche ich meine gesamte Wäsche bei mindestens 60 Grad, meine Schuhe kommen in den Müll. Indien war wirklich incredible.
Körperpflege im Ganges
Treiben an den Ghats
Charaktere
Noch mehr Körperpflege
Blick von oben
Wasche waschen
Ernster Guru
Büffelsäuberung
Incredible India