Jaisalmer - Schlepper, Verhandlungen in Hindi, Kuhmist
Weiter geht die Reise, Jaisalmer heißt der nächste Ort und liegt gerade einmal 100 Kilometer vor der Grenze zu Pakistan. Meine Zugfahrt führt 6 Stunden durch die Thar Wüste - nette Landschaftspanoramen ergeben sich mir. Kurz vor Jaisalmer passiert der Zug diverse militärische Stellungen, eine hohe Armeepräsenz ist nicht zu übersehen. Das hat sicherlich damit zu tun, dass man sich mit dem Nachbarn Pakistan nicht sonderlich einig ist.
Am Bahnhof habe ich eine Abholung organisiert, welche mich zu meinem Hotel bringt. Irgendwie sind Hostels hier nicht so populär wie andererorts. Darum bin ich hier eher auf Pensionen und Hotels angewiesen. Aber das ist bei einem Preis von 5-10 Euro pro Nacht für ein Einzelzimmer kein Problem. Der nette Inder an der Rezeption meint jedoch plötzlich, dass mein reserviertes günstiges Zimmer nicht mehr da sei, aber er ein weiteres und teures Kämmerlein zu haben wäre. Aber ich lasse mich nicht mehr auf solche Betrügereien ein, nach meiner Androhung, weiterzuziehen, bekomme ich den alten Preis zugesichert.
Auch über Jaisalmer thront eine Festungsanlage, erneut sehr ansehnlich. Die Altstadt befindet sich hier innerhalb der Festungsmauern, wo man inzwischen jede Menge Restaurants und Hotels findet. Jedoch wird angeraten, sich eine Unterkunft außerhalb der Mauern zu suchen. Durch den erhöhten Wasserverbrauch sei das Fundament bereits arg geschädigt, Risse provozieren in Zukunft sogar den Einsturz von Abschnitten der mittelalterlichen Burg. Nun versucht man irgendwie, die Kanalisation der Festung den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Tja, die Burg wurde halt im und für das 18. Jahrhundert gebaut, wo der Mensch noch mit wenig Wasser auskam. Dauerduschende Touristen hat man damals nicht eingerechnet.
Ich besuche den königlichen Palast, welcher erneut ein echter Hingucker ist. Am Ausgang gabelt mich ein Schlepper auf, ich vereinbare eine Tempeltour. Wir besuchen sieben (ja genau, sieben!) Tempel, welche dem Jainismus, einer aus dem Hinduismus entstandenen Religion, zugeordnet sind. Mein Guide Rahul erklärt mir jede Statue und deren Bedeutungen ausgiebigst. Das wird mir zu viel, weniger Details bitte. Nach zwei Stunden bin ich von den Tempeln erlöst. Auf seinem Motorrad rasen wir nun wagemutig durch die Gassen der Altstadt und besuchen ein ‘Haveli’. Dabei handelt es sich um ein von reichen Geschäftsleuten errichtetes Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Damals florierte das Geschäft mit Gewürzen, Opium und Stoffen. Darum konnte man schonmal auf den Putz hauen. Ich schlendere durch die luxuriösen Räume, bewundere eine Turbansammlung und finde sogar einen mittelalterlichen Ventilator, der den heutigen Modellen verblüffend ähnlich sieht.
Anschließend wandere ich für den Souvenirkauf noch einmal durch die Gassen der Altstadt. Ich praktiziere mein neu erlerntes Hindi und verhandele in der Landessprache den Preis. Das klappt teilweise sogar so gut, dass man mir Preise in Hindi mitteilt und das Gespräch ausweitet. Nun bin ich aber aufgeschmissen und muss wieder ins Englische wechseln.
Überall werde ich aufgefordert, in Geschäfte einzutreten. Nervig, fast wie in Ägypten, man traut sich gar nicht, nach links oder rechts zu schauen. Abgelenkt von einem lockenden Verkäufer trete ich in einen riesigen Haufen Kuhmist. Scheiße! Kein Wunder, bei den ganzen Kühen hier. Zuerst bin ich sauer auf den Verkäufer, der mich für einen Moment abgelenkt hat, dann denke ich mir aber, dass ein Tritt in Hundeausschied ja Glück bringen soll. Wenn das hier bei heiligem Kuhmist auch so ist, dann gewinne ich bestimmt bald im Lotto, denn der Haufen ist riesig.
Zugfahren
Fort in Jaisalmer
Festungsmauer
Jain-Tempel
Aus der Ferne
Festungseingang
Und während der Abenddämmerung
Haveli - palastartiges Händlerhaus
Haveli
Jaisalmer at night