Isla Ometepe

Isla Ometepe: Herausforderung Nicaragua

Ab nach Nicaragua. Die Einreise verläuft mal mindestens interessant. Ich komme an der Grenze an, zahle 7 Dollar für die Ausreise aus Costa Rica. Okay, warum auch immer. Dann geht es zur Imigración und dem Einreisestempel für Nicaragua. 1 Dollar als eine Art Eintrittsgeld in den Raum, auch interessant. Dann komme ich an den Schalter, die Dame meint: “Macht 12 Dollar”. Aha, ich hatte mit weniger gerechnet. Ich habe noch 20 Notfalldollar, die ich aber nicht rausrücken will. “Wieviel sind das in Cordobas (so heißt die lokale Währung)?”, frage ich. “Nur Dollar”, antwortet die Beamte kurz. “Aber ich habe keine Dollar, nur Cordobas”, entgegne ich. “Dann geh raus und tausche welche”, ihre flapsige Antwort. Langsam werde ich sauer. “Warum nur US Dollar? Wir sind in Nicaragua und nicht in den USA. Wieso kann ich nicht in lokaler Währung bezahlen?” - “Du zahlst die 12 US Dollar oder du kannst zurück nach Costa Rica gehen”, die sichtlich aggressive Antwort der Stempelfrau. Okay, das ist der Punkt, wo ich normalerweise echt wütend werde. Aber ich musste versprechen, dass ich mich zusammenreiße. Ich erkenne, dass das ein Notfall ist und zücke meine letzten 20 Dollar.

Kaum habe ich das Gebäude verlassen, springen mich diverse Schlepper an und wollen wissen wo ich hin will. “Managua?” - “Wo fahren die Busse nach San Jorge”, frage ich. Da würden keine Busse hinfahren, sagt man mir, man müsse mit dem Taxi fahren. Alles eine große Lüge, wie sich herausstellt, selbst von Leuten mit offiziellem Anschein und Touri-Info-Ausweisen. Alles ein wenig nervig und nicht gerade ein freundliches “Herzlich Willkommen” in Nicaragua.

Irgendwann komme ich dann in San Jorge an und setze mit dem Boot zur Isla de Ometepe, meinem nächsten Reiseziel, über. Das geht einfach und kostet fast nichts. Diese Insel im Nicaraguasee besteht aus zwei Vulkanen, schon von weitem ein echter Hingucker. Vulkane haben so was sinnliches. Sie stehen so friedlich da, stellen jedoch eine unglaubliche Naturgewalt dar. Nach meiner Ankunft checke ich in meiner Unterkunft ein. Der Hausherr heißt Claudio und ist italienischer Auswanderer. Claudio ist von oben bis unten tätowiert und hat eine markante Zahnlücke.

Am Abend drehe ich eine Runde im Dorf und versuche die nächsten zwei Tage zu planen. Ich frage bei ein, zwei Agenturen nach, wie ich den ein oder anderen Ausflug bewerkstelligen könnte. Wieder ist der Transport das Problem. Anscheinend fahren auf der Insel keine Busse, das Fortbewegungsmittel Nummer eins ist das Motorad, Nummer zwei ist das Moped. Beides kann man mieten. Ich meine, dass das nichts wird, da ich noch nie ein solches Vehikel gefahren hätte. “Kein Problem”, meint man, “dann nimmst du das Moped, da muss man nur bremsen und gasgeben.” Ich lehne wieder ab und meine, ich hätte meinen Führerschein gar nicht mit auf Reisen genommen. Auch kein Problem: “du gibst mir einfach irgend ein deutsches Dokument und wir tragen das als Führerschein ein, kontrolliert eh keiner und wenn, dann kann es keiner lesen.” Ich lehne wieder ab mit der Begründung, dass ich keine Lust auf einen Knast in Nicaragua hätte. Schließlich bin ich zu hübsch für den Bau, ich hätte hier als Exot bestimmt auch großen Zuspruch hinter Gittern. Ich entscheide mich letztendlich für ein Fahrrad.

Am nächsten Tag radele ich also von dannen. Eigentlich wunderschön hier, so am Fuße des Vulkanes. Mich nervt jedoch, dass alle Einheimischen ihren Müll in ihren Gärten verbrennen, der aggressive Geruch ist echt unangenehm und sicherlich nicht umweltfreundlich. Dann habe ich den Bogen raus. Sobald ich mich einem Dorf annähere, erhöhe ich das Tempo, dann halte ich die Luft an und strampele durch den Ort. Klappt nicht immer, aber ist der beste Weg um dem bissigen Rauch und einer Vergiftung aus dem Weg zu gehen. Ich besuche eine Lagune und einen Strand, sehr nett. Am Abend schaue ich mir den Sonnenuntergang auf Claudios Dachterrasse an, sieht toll aus im Zusammenspiel mit dem Vulkan. Ein Wolke hängt an der Kuppel des Vulkans fest, alles färbt sich in ein herrliches rot. Durch das Städtchen ziehen sich Rauchschwaden, ein leichter Geruch von verbrannter Plastik liegt in der Luft.

Nächster Tag: Ich will den größeren der beiden möglichen Vulkane, den Concepción, teilweise erklimmen. 1600 Meter ist der Koloss groß, auf 1000 Meter Höhe liegt ein anscheinend fantastischer Aussichtspunkt, bis dahin soll es zunächst gehen. Am Vorabend kommt mein Hausherr Claudio sturzbetrunken in das Hostel - anscheinend Frauenprobleme. Dennoch bietet er mir an, um 6 Uhr das Frühstück zu servieren. Ich bin misstrauisch, willige aber ein. Am nächsten Morgen weckt mich aber kein Kaffeegeruch, Claudio schläft seinen Rausch aus. Mist, denke ich, hätte ich nur nicht schon bezahlt. Das gibt eine schlechte Online-Bewertung, der Macht des Internets sei dank. Ich frühstücke hektisch in der Stadt und wandere mit meinem Guide Jeison los, er ist sehr gesprächig. Trotz großer Hitze kommen wir gut voran, nach üppiger Vegetation wird diese ab 500 Meter spärlich und endet bei ca. 1000 Metern. Drei Wanderstunden sind vorbei, wir sind am Aussichtspunkt angekommen. Die Aussicht ist aber mittelprächtig. Jeison empfiehlt mir nun bis zum Krater zu wandern, es wären nur noch 600 Meter. Ich fühle mich gut und willige ein. Jedoch wird der Aufstieg zur Nagelprobe. Auf allen Vieren und im 45° Winkel klettere ich über Lavageröll nach oben. Zwei Stunden später komme ich völlig erschöpft am Krater an. Ziemlich wolkig hier, aber dann öffnet sich die Wolkendecke. Es ist beeindruckend, diesen riesigen Krater aus der Nähe zu sehen. Seltsame Insekten überfallen uns, der Geruch von Schwefel erschwert das Atmen, dazu brennt die Sonne. Schnell ein paar Fotos machen und den Moment genießen. Dann also abwärts, das ist nochmal genau so anstrengend und gefährlich, schließlich müssen wir erneut über das Vulkangestein klettern. Diesmal rückwärts. Nach insgesamt 9 Stunden ist der Ausflug beendet. Ich bin am Ende und beschließe meine Wanderschuhe an den Nagel zu hängen.

Tag drei steht im Zeichen der Regeneration. Muss auch mal sein. Am vierten und letzten Tag besuche ich einen Wasserfall, wieder eine ganz schöne Strapaze, aber es lohnt sich. Über 70 Meter fällt die Kaskade nach unten, im Pool darunter kann man baden und sich von oben beregnen lassen, fantastisch.

Aber das sind noch nicht alle Abenteuer. Mich haben die Bettwanzen erwischt. Meine Beine sehen aus wie ein Streuselkuchen. Und wie das juckt. Am liebsten würde ich den ganzen Tag mit der Drahtbürste darüber gehen.

Dann heißt es Abreise in Richtung Hauptstadt Managua. 5.30 Uhr morgens geht es los. Kaum eingestiegen, spricht mich ein junges Mädchen an. Zunächst denke ich, sie ist extrem extrovertiert und redselig, aber dann stellt sich heraus, dass sie - wie man vielleicht früher gesagt hätte - nicht ganz dicht ist. Sie redet von Gott, Geld, den spanischen Eroberern, Schwarzen und Weißen. Außerdem gesteht sie mir, dass sie “loca”, also “verrückt” sei. Ach so, das war mir nun schon klar. Ich überlege, wie ich aus der Situation komme. Eigentlich will ich nur in Ruhe meine Bettwarzenbisse kratzen. Dann fängt sie fürchterlich an zu heulen, wie ein kleines Kind. Eine halbe Stunde geht das so. Oh Gott. Dann setzt sich ein junger Mann dazu, sofort fängt sie an, ihn zu bequatschen. Aber er ist gehörlos und deutet an, dass er weder sprechen noch hören kann, ihr ist es egal. Selbst ihm wird es zu bunt, er setzt sich um. Kurz vor Managua wird dann der Bus von der Polizei gestoppt, alle aussteigen: Drogenkontrolle. Man fragt mich, was ich in meinem Rucksack hätte. “Klamotten”, antworte ich. Zum Glück glaubt er mir und geht weiter. Nach ein paar Minuten geht es Gott sei Dank weiter.

 

Isla Ometepe

Ländlich geht es zu

Isla Ometepe

Immer den Notausgang im Blick

Isla Ometepe

Kirche mit Vulkan Concepcion im Hintergrund

Vulkan Concepcion

Krater schön rangezoomt

Concepcion

Der Vulkan ist allgegenwärtig 

Laguna Charco Verde

Laguna Charco Verde

Vulkan Concepcion

dann mal den Concepcion hinauf...

Krater Concepcion

...anstrengend...

Krater Concepcion

...aber beeindruckend da oben

San Ramon Wasserfall

nächstes Highlight: San Ramon Wasserfall

San Ramon Wasserfall

unvergesslich: eine Dusche unter dem Wasserfall

Isla Ometepe

Tschüss Ometepe