Leon Nicaragua

León und Laguna de Apoyo: Begegnungen

Ich verlasse Granada und checke noch eine Nacht an der Laguna de Apoyo, einem Kratersee unweit der Stadt, ein. Wirklich ganz nett hier, türkisblaues Wasser und eine super nette Backpacker-Unterkunft. Es ist heiß und sonnig, ab in den See ist die logische Schlussfolgerung. Durch den vulkanischen Ursprung ist der See jedoch überraschend warm. Mein Wunsch nach einer Abkühlung bleibt unerfüllt, das Panorama entschädigt aber vollkommen.

Am nächsten Tag breche ich dann endgültig auf, um meine letzte Station in Nicaragua anzusteuern. Dabei handelt es sich um die Stadt León. Dieses nette Kolonialstädtchen im Norden des Landes trumpft mit einer tollen Altstadt, Vulkanen (ja, schon wieder) und Stränden in der Umgebung auf. Dazu gibt es jede Menge Geschichte, Galerien, Nachtleben und tolle Bars. Aber der Reihe nach.

Ich habe ein Shuttle gebucht, welches mich von Haustür zu Haustür befördert. Das ist gängig hier und als Urlauber geht man so den anstrengenden Bussen, dem Umsteigen in Managua und nervigen Polizeikontrollen aus dem Weg. Mit mir im Shuttle befinden sich zwei Amerikanerinnen - Judy und July, beide 35 (Namen und Alter geändert). Wir unterhalten uns zunächst über die üblichen Themen: die Reiseroute, das Erlebte sowie die nächsten Ziele. Alles normal bis hierhin. Auf einmal fragt mich die eine Dame, ob ich schon einmal Zeugen Jehovas kennengelernt hätte. Ich meine: “Na klar, in Deutschland, den USA und selbst in Südamerika… Rennen überall rum”. Ich stutze kurz, dann fällt der Groschen: “Ach seid ihr Zeugen Jehovas?”, frage ich vorsichtig. “Ja, wir sind in Nicaragua unterwegs um zu unterrichten”, ist die Antwort. Na toll, was soll ich jetzt tun? Wie komme ich nur aus der Sache raus? Die Fahrt dauert noch zwei Stunden und ich sitze hier hinten im Minibus fest. Soll ich sagen, ich sei jüdisch? Oder Moslem? Oder ich glaube an den Fussballgott? Oder ich sei schon bei Scientology, weil Tom Cruise so ein cooler Typ ist. Dann aber wittere ich eine interessante Geschichte für meinen Blog und lasse mich auf ein Gespräch ein. “Also ihr trinkt keinen Alkohol?”, frage ich. “Doch, Jesus hat beim letzten Abendmahl auch Wein getrunken”, erfahre ich. Okay, wir nähern uns langsam an, vielleicht ist eine Mitgliedschaft ja doch nicht so abwägig. Dann bekomme ich eine ganze Hand voll Prospekte überreicht. Interessante Themen dabei: ‘Geht Religion verloren?’ und ‘Was denkt Gott über Krieg?’ lauten die Titel. Aus Marketingsicht alles sehr schön aufbereitet. Außerdem erhalte ich einen Flyer mit einem Link, wo ich mir die Bibel in 26 Sprachen herunterladen kann. Na, wenn das nichts ist. Dann wird mir das alles etwas zu viel. Ich studiere die Broschüren und stelle mich danach schlafend, um weiteren Themen aus dem Weg zu gehen. Die beiden Mädels lesen derweil die Bibel auf ihren iPads. Mit der Ankunft in León trennen sich unsere Wege, mir bleibt eine Missionierung erspart. Unter dem Strich muss ich zugeben, dass beide Mädels sympathisch und die Gespräche angenehm sind.

Ich checke in mein Hostel in León ein und überlege, was ich hier unternehmen kann. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr, Vulkane zu erklimmen. Meine Erfahrungen bis hierher reichen mir aus, außerdem ähneln sich Vulkane ja auch. Hoch, steil, schwarz, machne dampfen, manche nicht. Sehr populär ist es hier auch, den sandigen Abhang eines Vulkanes mit dem Snowboard herabzubrettern. Dafür fühle ich mich zu alt. Stattdessen schlendere ich durch die Altstadt, besuche eine Galerie und genieße den Ausblick auf die umliegenden Vulkane vom Dach der Katherale aus.

Ich besuche ein Café, das Nicaragüita. Dazu aber gibt es eine Vorgeschichte. Eines Tages bekam ich eine Email über Facebook. Ein junges Mädel hatte mein Buch 'Rückenwind’ im Bücherregal dieses Cafés gefunden und darin geschmökertd. Daraufhin kontaktiert sie mich über das Social Network und teilt mir mit, dass sie fortan beim Besuch dieses Cafés in León immer ein paar Seiten darin lesen würde. Die Leserin und die Email sind sehr freundlich, wir schreiben uns, sie berichtet über ihre Zeit in León. Ich beschließe, sollte ich einmal in León in Nicaragua sein, dass Café auch zu besuchen. Da ich nun selbst hier bin, suche ich das Nicaragüita auf und löse mein Versprechen ein. Leider ist mein Buch nicht mehr da, ein interessierter Leser hat es wohl eingetauscht. Dennoch ist es ein netter Besuch, ich plausche mit der Eigentümerin, übermittle Grüße meiner Leserin und erzähle diese Geschichte.

Das war dann Nicaragua. Ich verlasse das Land in Richtung Honduras. Nach einem holprigen Start und einer nervigen Einreise war es sehr schön. Die Menschen sind vielleicht arm, aber das Land ist sehr reich - reich an Spektakel. Vulkane, Strände, Seen, Süwasserhaie, Lagunen, Altstädte, Geschichte - für jeden ist etwas dabei. Nicaragua wird, wenn es das nicht schon ist, ein erstklassiges Reiseziel werden. Die Attraktionen sind spektakulär, und ich habe längst nicht alles gesehen. Ich verlasse das Land bereits in der Nacht und fahre mit dem Shuttle-Bus an die Küste von Honduras.

Laguna de Apoyo

Chillen an der Laguna de Apoyo

Leon Nicaragua

auch schön hier

Leon Nicaragua

koloniale Pracht auch hier...

Leon Nicaragua

...mit Altstadt, Kirchen...

Leon Nicaragua

...und Vulkankulisse