Tabak und Kaffee in Viñales
21. Oktober 2015 - Mit dem Oldtimer-Shuttle fahren wir nach Vinales. Dort kommen wir bei unserer neuen Gastmutti Magaly unter. Sie erweist sich als ausgezeichnete Köchin, zum ersten Mal sind wir kulinarisch verzaubert. Und zwar so sehr, dass wir noch eine Nacht länger bleiben als geplant. Die Kochkünste zwingen uns quasi auszuharren. Auch meine Wäsche bekomme ich frisch duftend und gebügelt zurück, sowas kann kein Hotel bieten. Einzig die Süßigkeit Maní, eine Praline aus Mandeln und Erdnussbutter, läßt mich langsam verzweifeln. Diese bekommen wir erstmalig als Willkommenssnack, woraufhin Andrea eiskalt heuchelt, wie lecker diese wäre. Nach zwei Bissen ist man jedoch gesättigt und hat seinen Tagesbedarf an Kalorien gedeckt, was unsere Gastmutter jedoch nicht davon abhält, uns permanent neue Häppchen anzubieten. Unsere gute Erziehung zwingt uns dazu, diese stets zu vertilgen.
Wir machen einen Reitausflug, unsere Pferde Mojito sowie Coco Loco tragen uns durch das malerische Tal. Wir besuchen einen Tabakbauer. Er erklärt uns alles zur Herstellung der berühmten kubanischen Zigarren. Dabei handelt es sich um einen langwidrigen Prozess. Die Tabakblätter werden sogar, nachdem sie getrocknet wurden, in einer Mischung aus Honig, Rum und Zitronensaft eingelegt, um das Aroma zu verstärken. Der Bauer erklärt, dass 90% der Ernte an den Staat abgegeben werden müssen, der Rest ist zum Eigenkonsum bzw. für den Privatverkauf vorgesehen. Wir drehen eine Zigarre und rauchen diese, kann man sich fast dran gewöhnen. Die kommunistischen Zwänge machen uns schon nachdenklich. Auch unser Cowboy-Pferde-Guide Pablo muss 95% seines Umsatzes abgeben, da bleibt ihm nach der Versorgung der Pferde selbst nicht viel. Wir haben am Abend ein so schlechtes Gewissen, dass wir ihn am nächsten Tag erneut aufsuchen und unser Trinkgeld erhöhen. An Tag 2 radeln wir durch das Tal und besuchen eine Höhle, die entflohenen Sklaven einst als Versteck diente.
Dann ist endlich wieder Abendessen. Heute gibt es Hummer und wir essen soviel wir nur können. Suppe, Süßkartoffeln, Gemüse und Früchte machen das Essen wieder zu einem Festmahl. Wenn man ganz schnell isst und ohne nachzudenken, schafft man noch mehr. Nur bei den Maní als Dessert muss ich kapitulieren. Dann auch hier Ernüchterung. Diese tollen Lebensmitteln stehen ausschließlich dem Tourismus zur Verfügung. Unsere Gastmutti kann die Zutaten nur auf Nachweis von Gästen einkaufen. Die einheimische Bevölkerung hat keine Chance, solche Lebensmittel zu bekommen. Auf den Schwarzhandel oder den Wildfang steht sogar die Gefängnisstrafe. Unglaublich.
Trotz toller Landschaft und fantastischem Essen, reisen wir nach zwei Tagen weiter. Der Abschied fällt nicht leicht, dieser sympathische Ort und die Kochkünste unserer Gastmutti sind uns ans Herz gewachsen. Zum Abschied gibt es noch einmal eine Extraration Maní, diese gesellt sich zu dem Vorat, den ich schon beim Frühstück heimlich verstaut hatte.
Radtour
Valle de Viñales
Tabak beim Drehen einer Zigarre
Fast fertig
Das Städtchen
Schön grün
Ein Träumchen
In den Hütten werden die Tabakblätter getrocknet.
Hausmannskost
Cueva los Ingenios - einst versteckten sich dort impflohende Sklaven